Die Geschichte des Porsche 911

Porsche 911 – Die Geschichte einer über 50-jährigen Legende

Wohl kein anderer Sportwagen verkörpert mehr den Kindheitstraum so vieler deutscher Männer zum (und zunehmend auch mehr Frauen) zum selber fahren: Der Porsche 911 mit seiner inzwischen über 50-jährigen Historie ist der deutsche Sportwagen schlechthin und das obwohl (oder gerade weil?) er sich und seinen Prinzipien dabei stets treu blieb. Ein Einblick hinter die Kulissen eines echten Mythos…

Porsche 901 / 911 Urmodell

Es waren die späten 1950er-Jahre, Deutschland erlebte ein spektakuläres Wirtschaftswunder und Porsche baute seit inzwischen fast 10 Jahren seinen erfolgreichen Porsche 356 (ein Heckmotor-Coupé bzw. Roadster, welches auf etlichen Serienteilen von VW beruhte und von einem 4-Zylinder-Boxermotor am Ende seines technischen Zenits angetrieben wurde) – Höchste Zeit als, einen Nachfolger an den Start zu bringen, der technisch wieder up-to-date war: Projekt „Porsche 901“ war geboren und debütierte mit Glanz & Gloria erstmals auf der Frankfurter IAA im Jahre 1963.

Dummerweise jedoch hatte Peugeot sich Modellbezeichnungen mit drei Ziffern und einer Null in der Mitte markenrechtlich schützen lassen und wurde im Zuge der Messepräsentation darauf aufmerksam. Porsche zog seine Konsequenzen und der legendäre Porsche 911 war geboren!

Für die damalige Zeit außergewöhnlich trumpfte der erste Neunelfer – trotz seiner betont optische Ähnlichkeit zu den Vorgängerbaureihen – mit vielen technischen Rafinessen auf, u.a.:

  • Selbsttragende Karosserie
  • Vordere Dämpferbeine mit Dreiecksquerlenkern
  • Schräglenkerhinterachse
  • 6-Zylinder-Boxermotor mit oben liegenden Nockenwellen
  • Trockensumpfschmierung

Das Urmodell des Porsche 911 wurde für nahezu zehn Jahre produziert und mit Motorvarianten von 130 PS bis 210 PS offeriert. Letztgenannte Leistung war dabei dem Carrera RS 2.7 vorbehalten, einem auf lediglich 975 KG gewichtsoptimierten Homologationsmodell für Motorsporteinsätze.

 

Porsche 911 G-Modell

Auch wenn der Erfolg der ersten Elfer-Baureihe herausragend war, ließ sich auch hier der technische Fortschritt nicht aufhalten und so erfolgte nach 10 Jahren Bauzeit im Jahr 1973 eine gründlicher Überholung: Das G-Modell war geboren.

Trotz des behutsamen optische Facelifts brachte Porsche seine inzwischen wichtigste Baureihe technisch wieder auf ein konkurrenzfähiges Level. Maßgebliche Änderungen waren dabei u.a.:

  • Hubraumvergrößerung auf 2,7 Liter, später 3,0 Liter (150 PS bis 210 PS Nennleistung der Modelle 911, 911S, Carrera)
  • Neues Stoßstangendesign mit verbessertem Aufprallschutz
  • Feuerverzinkte Karosserie
  • Halbautomatische 3-Gang-Sportomatic (bis 1980)

Besonders bemerkenswert dabei: Nach dem Willen der damaligen Porsche-Führung sollte die Baureihe des 911 Anfang der 80er-Jahre auslaufen und sein Platz von der Frontmotor-Baureihe 928 übernommen werden. Glücklicherweise erübrigten sich diese Pläne mit dem Wechsel der Unternehmensführung Ende 1980.

Parallel zum normalen G-Modell bot Porsche ab 1974 als zweiter deutscher Hersteller einen Sportwagen mit Turboantrieb an: Der Porsche 911 Turbo  – Baureihe 930 – basierte auf den erfolgreichen Rennwagen Porsche 917 und kratzte aus dem bekannten „Mezger-Block“ volle 260 PS Nennleistung, später mit Hilfe einer Hubraumvergrößerung und eines Ladeluftkühlers sogar 300 PS. Mit seinen äußerst breiten Kotflügeln und dem riesigen Heckspoiler war der Porsche Turbo auch äußerlich sofort als Speerspitze des Zuffenhausener Unternehmens erkennbar.

Porsche G-Modell

Porsche 911 G-Modell

 

 

Porsche 964 

Wie bereits im Abschnitt zum G-Modell erwähnt, sollten die futuristischen Frontmotor-Baureihen – allen voran der 928 und 944 – Porsche in die Sportwagenzukunft führen. Leider sprachen die Verkaufszahlen Ende 1980er-Jahre eine gänzlich andere Sprache und die Lösung wartete – in Form der Baureihe 964 – mit dem neuen Porsche 911 auf seinen Einsatz!

Einmal mehr schaffte es Porsche beim 964 trotz des unverkennbaren Ur-Designs eine Technik state-of-the-art anzubieten, was dieses Mal nicht mit einem Facelift sondern vielmehr einer kompletten Neuntwicklung gelang. Technische Leckerbissen waren dabei u.a.:

  • ABS, Servolenkung und (ab 1991) Airbags serienmäßig
  • Schraubenfederung
  • Hubraumerweiterung auf 3,6 Liter
  • Allradantrieb (optional)

Auch das Topmodell 911 Turbo wurde fortgeführt und leistete in seiner letzten Ausbaustufe satte 360 PS aus dem luftgekühlten 3,6-Liter-Boxermotor.

 

Porsche 964 Baureihe

Porsche 911 / 964

 

Porsche 993

 Gemäß dem technischen Fortschritt führte Porsche beim 964 schon nach 5 Jahren am Markt die erste Überarbeitung durch – Das Ergebnis war der letzte luftgekühlte Porsche 911, auch bekannt unter dem Namen Porsche 993.

Trotz der abermals traditionellen Designlinie sieht man dem 993 seinen Fortschritt auf den ersten Blick an und auch unter der Haube tat sich Einiges. Hervorzuhebene Neuerungen waren u.a.

  • Neue Polyellipsoid-Scheinwerfer
  • 3,6-Liter-Boxermotor mit Hydrostößeln
  • Vollintegriertes Stoßstangendesign
  • Tiptronic S Getriebe mit Wippschaltern am Lenkrad (ab 1995)

Stärker als je zuvor war die Nachfrage der Porsche-Klientel nach leistungsstarken Sonderfahrzeugen. Schon der Porsche 993 Turbo trumpfte mit – zur damaligen Zeit – äußerst brachialen 450 PS (in Kombination mit der Werksleistungssteigerung II) auf. Zusätzlich offerierte man deshalb mit dem Carrera RS einen rennstreckenerprobten Leichtbau-Porsche und (erstmals!) mit dem Porsche 911 GT2 eine von riesigen Spoilern gesäumte Boden-Boden-Rakete mit bis zu 485 PS.

 

Porsche 911 Baureihe 993

 

Porsche 996

Im Jahre 1997 war Porsche wohl als letzter Hersteller dem Konzept der luftgekühlten Motoren treu, welche dann mit dem Erscheinen des Porsche 996 endgültig ein Ende fanden. Und auch wenn Fans der Marke dieser – insbesondere im Sound -unvergleichbar schönen Boxermotoren es scharf kritisierten, konnte die komplett neu entwickelte Baureihe 996 doch mit etlichen technischen Neuerungen begeistern:

  • Wassergekühlter Boxermotor mit (vorerst) auf 3,4 Liter reduziertem Hubraum, 4 Ventilen und DOHC-Steuerung
  • Aerodynamisch optimiertes Äußeres mit den kritisierten „Spiegeleier-Scheinwerfern“, cw-Wert 0,30
  •  ESP (PSM) erstmals optional erhältlich
  • Porsche Communiation Management mit Optionen wie Navigation, Telefon und Bordcomputer

Trotz aller Kritik am Design, dem verlorenen Sound und dem fehlenden Sportwagencharakter der Vorgängermodelle bewies Porsche Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse seiner Kunden und setzte mehr Modelle ab als je zuvor.

Erstmal debütierte nun ein Name, der in den kommenden Jahren noch für Furore sorgen würde: Mit der Umbenennung des Carrera RS in Porsche 911 GT3 debütierte eine reinrassige, vom Motorsport abgeleitete Serie, die die Lücke zwischen Carrera und GT2 perfekt zu schließen vermochte.

Porsche 996

Porsche 911 Baureihe 996

 

Porsche 997

Gemäß der Tradition von Porsche ist der Porsche 997 – wenngleich optisch mit seinen klassischen Rundscheinwerfern und der schwungvollen Hüfte wieder deutlich an den Ursprungsversionen orientiert – keine komplette Neuentwicklung sondern eher eine behutsame Weiterentwicklung.

Auf technischer Seite führte das u.a. zu folgenden Verbesserungen (viele davon optional gegen Aufpreis):

  • Komplett neues Interieurdesign
  • Aktives Fahrwerk PASM
  • Keramikbremse
  • Sportabgasanlage (Klappenauspuff)
  • Seit Facelift Hubraumerweiterung auf bis zu 3,8 Liter und Benzindirekteinspritzung
  • Seit Facelift Doppelkupplungsgetriebe PDK 

Nochmals ausgebaut wurden die Sondern- und Kleinserien im Rahmen der Baureihe 997, u.a. gab es vom 997 die folgenden Versionen (die RS-Modelle bezeichnen dabei auf kompromisslose Rennstreckenperformance optimierte Varianten):

  • 911 Carrera / Carrera S
  • 911 GTS
  • 911 Targa (Variante mit Targadach)
  • 911 Turbo
  • 911 GT3 / GT3RS
  • 911 GT2 / GT2RS

Unter diesen wiederum wurden etliche Sonder-und Kleinserien (wie z.B. Back Edition, Speedster oder Sport Classic) aufgelegt, die sowohl zu einer unerreichten Angebotspalette als auch neuen Abverkaufsrekorden führten.

 

Porsche 991

Der Porsche 911 / 991 spiegelt die jüngste Entwicklung der Zuffenhausener Traditionsschmiede wieder und löste im Jahr 2011 den 997 ab, stellte zudem wieder eine komplette Neuentwicklung dar.

In der noch immer klassisch geformten Silhouette fanden sich – wieder einmal – etliche zeitgemäße Neuerungen, die den 991 auch heute noch (trotz seines klassischen Heckmotor-Konzeptes) mehr als konkurrenzfähig erscheinen lassen:

  • Das weltweit erste 7-Gang-Handschaltgetriebe in einem Serienfahrzeug
  • Hubraumverkleinerung auf 3,4 Liter mit Benzindirekteinspritzung (DFI) und Leistungssteigerung auf 350 PS (Carrera)
  • Optionale LED-Scheinwerfer
  • Optionale dynamische Motorlagerung
  • Optionale Wandstabilisierung PDCC

Eine bemerkenswerte Neuerung – die wie schon bei der Umstellung auf die Wasserkühlung zu zahlreichen Protesten der konservativen Fangemeinde führte – war seit dem Facelift im Jahre 2015 die Umstellung auf Motoren mit Turbotechnik auch bei den kleineren Modellreihe in Verbindung mit einer erneuten Hubraumverkleinerung (ausgenommen GT3/RS).

Trotz aller Proteste und dem erneut veränderten Klangbild erfreut sich der Porsche 911 der Version 991.2 ungebrochener Beliebtheit, was die Abverkaufszahlen eindeutig untermauern.

porsche 991 berlin hinten

 

Quo vadis, Porsche 911…?

Den Blick in die Zukunft des Porsche 911 können auch wir nur spekulativ halten. Wo wir uns jedoch ziemlich sicher sind: Auch wenn es mit den Baureihen Panamera, Cayenne und Macan inzwischen volumenstärkere Modelle gibt, ist der Neunelfer als Brandshaper der Marke Porsche nicht mehr wegzudenken und wird auch in Zukunft die technische Entwicklung anheben und stets neue fahrdynamische Limits ausloten.

Künftige Entwicklungen wie die Elektrisierung aller Fahrzeuge oder auch der aktuelle Dauerbrenner in der Politik, das autonome Fahren, werden ihn mit Sicherheit beeinflussen. Was sie aber ganz sicher nicht tun werden: Seinen Charakter nachhaltig verfälschen. Denn ein 911 wird immer ein echter 911 bleiben!

P.S.: Wer nach dem Studieren dieser kleinen Abhandlung zur erfolgreichsten Baureihe aus Zuffenhausen Lust bekommen hat, sich seinen persönliche Traumporsche auszusuchen und die Legende 911 nicht nur theoretisch zu erleben, dem bieten wir in nahezu ganz Deutschland die Möglichkeit zum Porsche 911 mieten an.

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